„Das wäre ein echter Gewinn für die Gemeinde“ sagte Landrat Frank Scherer am Mittwochnachmittag, den 24.11.2021 bei seinem Gemeindebesuch in Gutach über einen Bahnhalt im Dorf, den Bürgermeister Siegfried Eckert ironisch immer „Gutach City“ nennt. Der Wille zur Verkehrswende und zum Ausbau des ÖPNV sei bei „allen ernst zu nehmenden Parteien“ in Land und Bund groß, so Scherer. Allerdings müsse dem Jubel über einen Bahnhalt auch die Mach- und Finanzierbarkeit standhalten. Hier sei der Ortenaukreis aber gern behilflich, will der Landrat die Sache an das Amt für Straßenverkehr und ÖPNV weitergeben.
Dessen Leiterin Stefanie Dörfler habe sich das in Gutach auch schon angesehen, verriet Eckert dem Offenburger Tageblatt. Laut Landrat Scherer müsse es nun zunächst darum gehen, Argumentationsgrundlagen zu erarbeiten, „um zu erreichen, was sinnvoll wäre“. Passt ein Halt im Dorf in die Taktung, gibt es dafür zeitlichen Raum, ist das baulich überhaupt möglich und wie hoch wären die Kosten? Die Ortenau habe mal ein Schienennetz gehabt, da könne man heute nur davon träumen. An neue Schienen sei nicht zu denken, aber „bei einem Bahnhalt wäre ich sofort dabei, wenn es machbar ist“, machte Scherer dem Bürgermeister und den fast vollständig erschienenen Gemeinderäten Hoffnung, dass sich da bald etwas tut. Allerdings gehe er von einem „langwierigen Verfahren“ aus.
Der Bahnhalt im Vogtsbauernhof sei eines seiner größten Erfolgserlebnisse als Landrat gewesen. Das sei zwar eine ganz andere Dimension gewesen, aber möglicherweise könne man das ja gemeinsam betrachten. Bürgermeister Siegfried Eckert hatte Scherer zu Beginn zu einem „Wohlfühltermin“ begrüßt, in dem er auch den Dank ans Bauamt und all die anderen Ämter, mit denen die Kommune zu tun hat, loswerden wollte. Für Scherer ist Gutach eine „herausfordernde Kommune, die hervorragend dasteht“, und deren Verschuldung deutlich unter dem Landesdurchschnitt vergleichbarer Kommunen liege.
Zum „Wohlfühltermin“ wurde es spätestens, als der Landrat zum Thema Breitbandversorgung kam. Hier habe man in den letzten Monaten endlich einen Quantensprung geschafft. Er stellte in Aussicht, dass Gutach bereits 2023 komplett mit Glasfaser versorgt sein könnte. 2023 scheint ein gutes Jahr für Gutach zu werden, denn dann soll auch das neue alte Ortenauhaus, das ins Freilichtmuseum Vogtsbauernhof transloziert wird, eröffnet werden. Weniger gute Nachrichten hatte Scherer zum Thema „Bauen im Außenbereich“. Das sei ein Bundesrecht mit strengen Grenzen, „die uns zwingend vorgeschrieben sind“. Der Bundesgesetzgeber sei da am Zug, das Bauen im Außenbereich zu liberalisieren: „Wir wollen ja keine Trabantenstädte oder auswuchernden Flächenverbrauch, sondern etwas mehr Flexibilität, um den Strukturwandel der Landwirtschaft sinnvoll begleiten zu können“, sagte der Landrat.
Zum Schwerlastverkehr, der auch Gutach zur Last fällt, soll es eine Gesamtbetrachtung in der Ortenau geben, davon seien auch viele andere Kommunen betroffen. Die Datenbasis dafür werde bis zum nächsten Jahr erarbeitet, ein externes Büro werde dann Vorschläge erarbeiten.
Claudia Ramsteiner, Offenburger Tageblatt