Freudestrahlend und superglücklich schloss sich das Favoritenpaar Sophie-Marie Wöhrle und Caroline Wurth am Ende ihrer Kür in die Arme. Endlich ein internationaler Titel in der Kunstrad-Elite, das harte Training der letzten Wochen und Jahre hatte sich gelohnt. Die Nerven spielten ihnen diesmal bei diesem wichtigen Wettkampf keinen Streich. Selbst als es bei dem gefürchteten Übergang vom Lenker- in den Steuerrohrsteiger mit Schultersitz kleine Unstimmigkeiten gab und das Paar ins Schwanken brachte, behielt es die Ruhe. Die Zuschauer hielten in dem Moment den Atem an und spendeten aufmunternden Applaus, als beiden die Situation wieder beherrschte.
Mit 151,70 eingereichten Punkten hatten sie die Wettkampffläche aus Holzparkett betreten, in der Continental Arena in Nyíregyháza, 60 km von der ukrainischen Grenze entfernt. Das davor gestartete zweite deutsche Paar Antonia Bärk und Henny Kirst vom RSF Bonn-Duisdorf hatte eine sehr schöne Kür mit 137,14 Punkten vorgelegt. Schon bei der innerdeutschen Qualifikation zur EM, musste das Gutacher Duo diese Punktzahl im K.O.-Duell übertreffen, um überhaupt nach Ungarn reisen zu dürfen. Diese starke Vorlage galt es nun erneut zu überbieten, um den EM-Titel zu gewinnen, denn es gab nur eine Chance. Neben den deutschen Anwärterinnen kämpften an den beiden Wettkampftagen sieben weitere Paare aus der Slowakei, der Schweiz sowie Frankreich und dem Gastgeberland Ungarn um die Platzierungen. Insgesamt zehn Nationen nahmen an der Hallenrad-EM für Kunstrad und Radball teil. Die letzten fanden 2018 in Wiesbaden statt, wo der Gutacher RSV-Zweier den Vize-Titel holte. Seither war viel passiert in der Kunstrad-Karriere der Gutacher Ausnahmetalente, dreimal gewannen sie den Vize-Weltmeistertitel. „Zu viele zweite Plätze“, räumte der federführende Bundestrainer Dieter Maute jedoch im Vorfeld ein. Um dies zu verbessern, bereiteten sich die „Silber-Mädels“ mit Mentaltraining vor. Das Vorstart-Verhalten wollten sie verändern und das schien zu funktionieren.
Sehr ruhig und fokussiert begann die Kür auf einem Rad, perfekt klappten die ersten drei Übungen mit dem Lenkerhandstand von Caroline Wurth, der beim Training kurz davor noch einige Sorgen bereitet hatte. Doch nach ein paar Korrekturen unter den fachmännischen Augen des Bundestrainers war auch dieses Problem gelöst. Danach spulten die beiden routiniert ihre Kür ab und gewannen mit 145,01 Punkten verdient ihren ersten internationalen Titel in der Elite-Kategorie. Schon 2015 hatten sie mit dem Sieg bei der Junioren-EM das blau-weiße Trikot mit den goldenen Sternen überstreifen dürfen. Die Freude im deutschen Team war groß und die Erleichterung bei den Sportlerinnen riesig. „Endlich die Leistung bei einem so wichtigen Wettkampf gezeigt zu haben, war ein super Gefühl“, bestätigten sie einstimmig. Die Kadermitglieder gratulierten herzlichst und freuten sich ebenfalls über diesen Erfolg. Es ist eine Gruppe von Spitzensportlerinnen und -sportlern, die neben Beruf oder Studium auch in ihrem geliebten Sport ihr Bestes geben. Daher gewannen die Deutschen im Einer und Zweier jeweils Gold und Silber, der Vierer belegte ebenso den ersten Platz. Nur beim Radball musste sich das deutsche Team im Finale knapp dem österreichischen geschlagen geben.
Nach der 1.250 km langen Heimreise erwarteten am Sonntagabend die Fans samt Bürgermeister Siegfried Eckert beim Festzelt der Gutacher Dorfsportwoche die beiden und gratulierten den „Gold-Mädels“ zu ihrem EM-Sieg.
Karin Wurth
RSV Gutach