Die Organisierte Nachbarschafts- und Altenhilfe in Gutach hat Probleme: Einer steigenden Nachfrage stehen immer weniger Helfende gegenüber, und noch ist keine Nachfolge für die Rechnerin Ivonne Hennig in Sicht.
Geschäftsführer Horst Hennig berichtete in der Mitgliederversammlung am Dienstag, 24.05.2022 im Rathaus von 1420 Einsatzstunden im vergangenen Jahr und von 2021 bis heute 6920 gefahrenen Kilometern.
Fünf Einsatzkräfte hätten die Nachbarschaftshilfe verlassen, nur zwei sind hinzugekommen. „Die Jungen ziehen nicht nach, bei den Älteren wird es weitere Abgänge geben. Und immer mehr Betroffene können wir nicht versorgen“, versprach Hennig „weiter zu kämpfen“. Es brauche es aber das Verständnis der Bevölkerung, dass die Wartelisten länger werden.
Derzeit stünden zwölf Helferinnen und Helfer zur Verfügung, man bräuchte für Haushaltsarbeit zwei bis drei mehr, für die Alltagsbetreuung weitere drei. Ivonne Hennig berichtete von einer umfangreichen Arbeit, die sie aus beruflichen Gründen nicht mehr ausführen könne.
Im vergangenen Jahr blieb ein Überschuss von 993 Euro. Die finanzielle Situation bereite ihm keine Sorgen, sagte Mitgliedervertreter Volker Sahr – wohl aber die Entwicklung der Einsatzstunden. 2018 seien es noch mehr als 2000 gewesen. Und der Schwund komme nicht vom nachlassenden Bedarf, sondern weil man diesen nicht mehr befriedigen könne: „Die Dorfgemeinschaft funktioniert nicht mehr so, wie es mal war“, stellte er fest.
Ziel der Nachbarschafts- und Altenhilfe sei, dass die Menschen so lange wie möglich zu Hause wohnen können. „Es tut uns in der Seele weh, wenn wir aus Personalmangel Absagen erteilen müssen“, sagte er.
Früher habe der Verein mal bis zu 30 Helfer gehabt. Dabei müssen diese nicht umsonst arbeiten. Der Vorstand habe beschlossen, die Aufwandsentschädigung ab Juli von 10 auf 12 Euro zu erhöhen, das Kilometergeld für Fahrten zur Einsatzstelle von 15 auf 20 Cent und für Fahrdienste von 30 auf 40 Cent. „Corona ist schon schuld an einigem, aber wir müssen schauen, aus dieser Sache wieder rauszukommen“, bat Kassenprüfer Martin Moser „am Ball zu bleiben“.
Ivonne Hennig sagte zu, die Zeit bis zu den Sommerferien noch zu überbrücken. „Wir werden jemand finden“, versprach Bürgermeister Siegfried Eckert. Er schlug vor, die Vereine in der nächsten Vereinskonferenz zu bitten, unter ihren Mitgliedern zu werben, mit Arbeitseinsätzen die Dorfgemeinschaft zu stärken – man müsse eingefahrene Denkweisen verlassen.
Es sei auch über Unterstützung nachgedacht worden, damit ein Rechner nur noch die Buchungen zu erledigen hat, sagte Volker Sahr. Die Rechnerin bekommt aktuell für vier bis sechs Stunden Aufwand im Monat eine Entschädigung von 100 Euro. Für 2022 rechnet der Verein „sehr vorsichtig“ mit 754 Stunden und 3640 Kilometern und einem Überschuss von 774 Euro. Der Haushalt wurde einstimmig beschlossen sowie auch, den Jahresbeitrag bei 24 Euro zu belassen. Vorsitzender Dominik Wille dankte allen für ihre Arbeit. 2023 steht ein turnusgemäßer Vorstandswechsel an von Pfarrer Dominik Wille zu Bürgermeister Siegfried Eckert.
Hilfskräfte gesucht:
Wer sich vorstellen kann, sich in die Gutacher Dorfgemeinschaft einzubringen und für einige Stunden im Monat hilfebedürftigen Menschen bei der Haus- und Gartenarbeit, bei Besorgungen oder mit Fahrdiensten zu helfen, der kann sich bei Geschäftsführer Horst Hennig (Kontaktdaten siehe „Vereinsinfo“) melden.
Die Tätigkeit wird mit einer Aufwandsentschädigung von zwölf Euro pro Stunde vergütet. Auch Benzingeld wird ersetzt.
Auch die Rechnerstelle wird frei, monatlicher Aufwand vier bis sechs Stunden.
Claudia Ramsteiner, Offenburger Tageblatt