Der Hornberger Künstler José Schloss eröffnete seine Ausstellung „Tradition im Jetzt“ am ersten Adventssonntag in „Webers Esszeit“ in Gutach mit wenigen Worten:„Ich befasse mich mit meiner Herkunft hier in der Region und interpretiere sie modern, sodass auch junge Generationen unsere Geschichte als ,angesagt‘ verstehen können“, so der 26-Jährige zu seiner Malerei.
Gern suchte er das Gespräch mit den rund 50 Besuchern der Vernissage direkt bei seinen elf ausgestellten Bildern.
Zu sehen sind Schwarzwaldmotive in Tusche auf weißer Leinwand sowie Variationen von mehrheitlich abstrahierten Trachtenansichten. Dabei kommt es Schloss nicht auf das detaillierte Portrait an, sondern auf den Ausdruck des Wesentlichen, den die traditionelle Kleidung bewirkt. Deshalb sind seine Trachtentragenden zumeist als Silhouetten, mit Fokus auf den in der Malerei reduzierten Kopf- und Oberkörperschmuck, dargestellt.
Gutachs Bürgermeister Siegfried Eckert freute sich über die Ausstellung des jungen Künstlers aus der Nachbargemeinde, ein „Künstler des Gutachtals“. Er beobachte Schloss‘ Wirken bereits längere Zeit und war der Ansicht, dass man dem Gutachtäler eine Ausdrucksplattform in der Heimat bereiten müsse: „So ein Ereignis muss bei uns spielen“, erklärte er. Und so sei die Ausstellung in Gutach zwischen Eckert und Schloss schnell als Idee geboren, als Letzterer seinen Gemeindeauftrag Anfang November im Gutacher Bürgerhaus platzierte, erklärte Eckert.
Mit dem Studium fertig
Schloss hat in diesem Jahr sein Studium als Produktdesigner in Kassel beendet und seine Abschlussarbeit mit dem Titel „New normal work“ Ende Juli fertiggestellt. „Dabei ging es um den kulturellen und strukturellen Wandel im Arbeitsleben“, erklärte er im Gespräch mit dem Offenburger Tageblatt. Sein Fokus lag auf den Arbeitsumständen in Pandemiezeiten, die noch immer eine prägende Rolle spielen. Zu den Fragestellungen des Künstlers gehörte unter anderem: Was braucht es, um eine ebenso kreative wie gesundheitsoptimierte Wohlfühlatmosphäre für Arbeitende zu schaffen, beispielsweise im Homeoffice. „Neben der Entwicklung meiner Abschlussarbeit spielte es plötzlich auch für mich eine Rolle, was ich zum Arbeiten benötige, um mich wohlzufühlen – weg von dem, was andere von mir sehen möchten“ – und so kam er schnell auf lebende Pflanzen und vor allem Blumen, die er auf eine moderne Weise präsentieren wollte.
Schloss entwickelte eine weitere Richtung seiner Malerei, die aufs Erste nichts mit bisherigen Trachten-, Schwarzwald –und Heimatmotiven zu tun hat: „Les fleurs sans Parfum“ – „Blumen ohne Duft“.
Aktive Arbeit im Studio
Mit der Entwicklung der neuen Idee wurde für ihn auch klar, dass er seinen Fokus als Künstler weg von Produktdesign in Richtung bildende Kunst legen möchte. Die Vorarbeit dazu hatte er instinktiv mit der Einrichtung eines Ateliers im Hornberger ZIG (Zentrum für Innovation und Gewerbe) vor fast genau einem Jahr geleistet. Im Mai dieses Jahres ist er von Kassel zurück nach Hornberg gezogen, aktiv im dortigen Studio tätig und probiert Neues aus – als selbstständiger Künstler im Bereich Malerei. Für seine abstrahierte florale Malerei nutzt er Aquarell- und Acrylfarben sowie Tusche:
„Meistens arbeite ich auf dem Boden oder Tischen – jedenfalls waagerecht, weil ich viel Wasser für den Auftrag und mehr Farbigkeit als zuvor benutze“, beschreibt er seine Arbeitsweise.
Die Besucher der Ausstellung in Gutach trafen sich nach der Besichtigung von Schloss’ Bildern draußen bei Lagerfeuer und Glühwein, um ihre Eindrücke untereinander und mit dem Künstler zu teilen.
INFO: José Schloss öffnet sein Studio in Hornberg am dritten Adventssonntag, 12. Dezember, Hauptstraße 12, um sich über die Schulter schauen zu lassen.
Martina Baumgartner, Offenburger Tageblatt