im Schwarzwald | Heimat des Bollenhutes

Nah dran am ersten Windpark

Gutach könnte schon in wenigen Jahren zu einer »Plus-Energie-Gemeinde« werden

 

Gutach ist die erste Gemeinde der Ortenau, die in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch den Bauantrag für einen neuen Windpark nach dem Windenergieerlass vom Mai 2012 auf dem Tisch hatte. Natürlich segnete der Gemeinderat den »Windpark Prechtaler Schanze« ab.

 

»Es gab kein Thema, das uns in den vergangenen Monaten intensiver beschäftigt hat«, sagte Bürgermeister Siegfried Eckert zum Beginn des Tagungsordnungspunkts »Behandlung von Baugesuchen« in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend, 15.05.2013. Hier lag das erste Baugesuch der Ortenau nach dem neuen Winderlass auf die Errichtung eines Windparks mit drei Windenergieanlagen auf der Prechtaler Schanze vor. »Die Behörden haben sich hier richtig angestrengt und waren auch oft im Gelände«, betonte Eckert, dass sowohl Landratsamt als auch Regierungspräsidium und Forstliche Versuchsanstalt einen »richtig guten Job« gemacht hätten.

 

Auch Planer Gerhard Kienzler, der die Windkraft für ein großes Gebiet im Kinzig-, Gutach- und Prechtal plant, sprach von einem »schweren und langen Weg«, aber nun stünden alle Zeichen auf Grün. Für die wenigen Dinge, die noch abzuarbeiten seien, gebe es Lösungen. Die Chancen, dass der Bauantrag noch in diesem Jahr genehmigt werde, seien gut. Kienzler geht davon aus, dass man bereits zum Jahresende vorbereitende Wegebaumaßnahmen einleiten kann, die Montage der Windkraftanlagen könnte 2014/15 erfolgen. Mit dem Landratsamt sei eine freiwillige Offenlage im Gutacher Rathaus vereinbart, um die größtmögliche Transparenz zu gewährleisten.

 

Mit der Forstwirtschaftlichen Versuchsanstalt habe es mehrere Vor-Ort-Termine gegeben. Nach einem »harten Stück Arbeit« hätten die Behörden eingewilligt (auch dies zum ersten Mal in der Ortenau), den Auerhuhn-Korridor etwas zu verlegen. Nun stünden die geplanten Windräder zwar nicht auf der optimalen, aber gerade noch auf windhöffiger Höhe. Eines der Windräder im Windpark Prechtaler Schanze musste aus planungsrechtlichen Gründen um 50 Meter verschoben werden – und steht nun auf Mühlenbacher Gemarkung. Dafür bekommt Mühlenbach auch einen Teil der Gewerbesteuer ab. Die Zufahrt erfolge über das Büchereck – größtenteils seien die Wege bereits vorhanden, es müssten nur die Stichwege gebaut werden.

 

Stefan Böhler vom E-Werk Mittelbaden berichtete über die Ergebnisse der Windmessung: Die mittlere Windgeschwindigkeit von 6,3 Metern/Sekunde sei für den Schwarzwald sehr gut. Da die Nabenhöhe noch einmal fast 50 Meter höher liege, sei hier noch eine Steigerung möglich. Der Anschluss erfolge voraussichtlich am Umspannwerk in Hausach. Möglicherweise gebe es dort auch noch eine Direktvermarktungsmöglichkeit bei der Hausacher Industrie. Ungewiss sei noch die Vergütung (derzeit 9 Cent). Man plane jedoch so, dass notfalls auch ohne das EEG wirtschaftliche Anlagen möglich seien.

 

Im nächsten Schritt müssten nun die Grundstückseigentümer der Anschlusstrasse überzeugt werden. Finanziert würden die 17 Millionen Euro für die Anlagen über eine GmbH vor Ort, um auch die Gewerbesteuer hier zu halten. Beteiligt sei auf jeden Fall das E-Werk mit der Erneuerbaren-Energie-GmbH. Es werde aber auch eine Beteiligung in der Region angeboten. Auch die Grundstückseigentümer könnten sich für die Pacht oder einen Anteil entscheiden.

 

Bürgermeister und Gemeinderäte zeigten sich zufrieden mit dem Erreichten – drei Windräder auf der Prechtaler Schanze und weitere zwei auf dem Pilfer (siehe Bericht unten) seien enorm viel, wenn man an die Ausgangslage denke. »Davon partizipieren nicht nur die Grundstückseigentümer, sondern über den Schüssel auch umliegende Eigentümer, von der Gewerbesteuer für die Kommune ganz abzusehen«.

 

Der Gemeinderat stimmte dem Bauantrag zu – nur Gerhard Wöhrle (SPD) enthielt sich, weil die Trassenfrage für den Anschluss noch nicht geklärt sei.

 

 

 

Windkraft

 

Geplanter Windpark Prechtaler Schanze:

3 Enercon-Anlagen

Maximale Nabenhöhe 149 Meter

Rotordurchmesser: 101 Meter

Nennleistung: 3 x 3 MW

Jahresproduktion: 17 Millionen kWh

 

Energie-Plus-Dorf

 

In Gutach könnte die Energiewende bald Realität werden. Wenn auch die zwei Windräder Am Pilfer verwirklicht werden, produziert die Gemeinde mehr Strom aus regenerativen Energien, als es selbst verbraucht:

 

Produktion:

Fotovoltaik (Betrieb 2012): 2,37 Millionen kWh Jahresleistung

 

Wasserkraft (Betrieb 2012): 2,5 Millionen kWh Jahresleistung

 

Windkraft (Projekt 2015): 27 Millionen kWh Jahresleistung

 

Gesamt: 32 Millionen kWh

 

Verbrauch:

 

Privathaushalte: 5 Millionen kWh

 

Sonderabnehmer: 1,2 Millionen kWh

 

Industrie: 22 Millionen kWh

 

Gesamt: 28,2 Millionen kWh.

 

Zwei weitere Anlagen am Pilfer

 

Bürgermeister will den Bauantrag noch in diesem Jahr auf dem Tisch haben

 

Vor allem das Auerwild-Problem sei bei den erhofften Windparks in Gutach intensiv diskutiert worden, berichtete Planer Gerhard Kienzler in der Gemeinderatssitzung am Mittwoch. Man sei auf der Gutacher Gemarkung mit drei Anlagen am Pilfer und drei an der Prechtaler Schanze in die Planung gegangen – noch bevor der Auerhuhn-Korridor bekannt gewesen sei.

 

Dann kam die große Ernüchterung. Während man sich auf der Prechtaler Schanze mit Mühe auf drei Windkraftanlagen einigen konnte (siehe Bericht oben), entspreche das schriftliche Abschlussergebnis am Pilfer nicht ganz dem, was man sich erhofft habe, so Kienzler.

 

Immerhin sind dort zwei der drei Windräder möglich. Gemeinderat Martin Moser machte seiner Enttäuschung Luft, dass er mit dem Ergebnis am Pilfer überhaupt nicht zufrieden sei. »Wir müssen uns freuen über das, was wir erreicht haben und nicht dem nachtrauern, was wir verloren haben«, beschwichtigte Bürgermeister Siegfried Eckert und betonte, dass er auch die Bauanträge für die beiden Windkraftanlagen am Pilfer unbedingt noch in diesem Jahr über die Bühne bringen wolle.

 

Die Windgeschwindigkeit sei dort kaum geringer als auf der Prechtaler Schanze, rechnet Gerhard Kienzler damit, dass dort auch ein ähnlich wirtschaftliches Ergebnis erzielt werden kann.

 

Das Glück des Tüchtigen

 

Dass Gutach nun tatsächlich die erste Gemeinde ist, die den fertigen Bauantrag auf drei Windräder auf dem Tisch hatte, kommt nicht von ungefähr. Gerhard Kienzler, der für die ganze Region im Kinzig-, Gutach und Prechtal die Windkraftplanung übernommen hat, bestätigte, dass Gutach deshalb so weit sei, weil sich »Gemeinderat und allen voran der Bürgermeister schon während der Flächennutzungsplanung weit intensiver darum bemüht haben als alle anderen Gemeinden.«

 

Claudia Ramsteiner, Offenburger Tageblatt