Die Ärzteversorgung auf dem Land ist gefährdet, weil junge Ärzte nicht aufs Land wollen? Manche schon. Zum Beispiel Imke Krahl, die ab Oktober die Hausarztpraxis von Andrea Rohr in Gutach verstärkt. Aufgewachsen in Göttingen, hat sie wie Andrea Rohr in Bonn Medizin studiert. Obwohl die beiden Ärztinnen fast gleich alt sind, haben sie sich damals noch nicht gekannt.
Ganz schnell fanden sich die beiden aber auf einer Wellenlänge wieder. An einem Freitagabend hat Imke Krahl, die seit sieben Jahren in Freiburg lebt, die Internet-Anzeige von Andrea Rohr entdeckt, die auf diese Weise einen weiteren Facharzt oder eine Fachärztin für Allgemeinmedizin für ihre Praxis suchte. Sie übermittelte gleich die Bewerbungsunterlagen, noch am gleichen Abend haben sie miteinander telefoniert und sich am nächsten Tag in der Praxis getroffen. Schon am Dienstag fuhr Imke Krahl erneut über den Berg, um bei Andrea Rohr zu hospitieren. In ihrem Urlaub fiel dann die Entscheidung: Sie will ebenfalls Landärztin in Gutach werden.
Die 37-Jährige hat den Schwarzwald schätzen gelernt, sie ist gern in der Natur – und wenn das alles so wird, wie die beiden sich das vorstellen, wird die Fahrerei nur in einer Übergangszeit nötig sein. Sehr gern würde die neue Gutacher Ärztin ins Kinzig- oder Gutachtal ziehen. Ihr Partner arbeitet von zu Hause aus und ist beruflich an keinen Ort gebunden.
Vielseitige Erfahrung
Imke Krahl hat viele Jahre Erfahrung in der Inneren Medizin, der Geriatrie, der Psychiatrie und in der Hausarztmedizin. Seit vier Jahren darf die Medizinerin den Titel „Fachärztin für Allgemeinmedizin“ tragen. Sie freut sich auf „das nette Team“ und vor allem darauf, ihre Patienten kennenzulernen. Anders, als wenn sie selbst eine Praxis aufbauen würde, kann sie hier davon profitieren, dass „das Team die Patienten schon kennt“. Und sie freut sich auf ein vielseitiges Spektrum. In Stadtarztpraxen würden beispielsweise kaum Kinder behandelt.
In ihrer Freizeit entspannt sich Imke Krahl beim Sport, gern wandernd oder radelnd in der Natur, mit autogenem Training, mit Lesen und Reisen.
Andrea Rohr hatte bereits bei der Gründung ihrer Praxis darauf geachtet, dass diese groß genug ist für eine medizinische Partnerschaft. Sie ist glücklich, nun eine weitere Ärztin gefunden zu haben, die „auch menschlich sehr gut ins Team passt“. Damit kann die Hausarztpraxis Gutach ihren Aufnahmestopp beenden und auch wieder neue Patienten annehmen. Gerade, als vor einigen Monaten der Hausacher Hausarzt Marcus Auel plötzlich verstarb, war die Anfrage groß. Und sie kann eine weitere Nachmittagssprechstunde anbieten.
Fachlicher Austausch
Es gibt aber einen weiteren gewichtigen Grund, weshalb sie sich von Anfang an auf die Suche nach einer Partnerschaft gemacht hat. Sie freut sich vor allem auf den kollegialen fachlichen Austausch, weil die zwei Fachfrauen sich ergänzen und manchmal einfach mehr sehen als eine allein.
www.hausarztpraxis-gutach.de
INFO:
Bürgermeister Siegfried Eckert freut sich sehr über die weitere Verstärkung der medizinischen Versorgung im Gutachtal. Gemeinsam mit der Praxis von Barbara Dorner habe man nun drei Allgemeinärztinnen im Ort. Dies bestärke ihn darin, erneut nach einer Apothekenfiliale Ausschau zu halten, so Eckert. Die Chancen dafür stünden gar nicht schlecht, er habe bereits einen Interessenten gehabt, der ab drei Ärzten bereit gewesen wäre, eine Filiale in Gutach einzurichten. Dort werde er nun erneut vorsprechen, hat sich Eckert vorgenommen.
Claudia Ramsteiner, Offenburger Tageblatt